Folge 13: Kann man Resilienz lernen?

Shownotes

Weiterführende Informationen und Untertitel gibt es auf:
https://www.euro-fh.de/podcast-psychknowledge/

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00:00:04: Hallo und herzlich willkommen zu PsychKnowledge,

00:00:07: dem Psychologie-Lernpodcast der Euro-FH.

00:00:09: Mein Name ist Franziska Czens und ich bin, wie ihr schon wisst,

00:00:12: Soldatin bei der Bundeswehr und Tutorin an der Euro-FH.

00:00:16: Die heutige Folge knüpft thematisch an eine unserer früheren PsychKnowledge-Folgen an.

00:00:20: In Folge 4 habe ich mich nämlich mit der Psychologin Kerstin Imming

00:00:24: schon einmal unterhalten, und zwar über Multiple Sklerose Erkrankte.

00:00:28: Damals habe ich sie als Psychologin, aber auch als Betroffene

00:00:31: und an MS Erkrankte gefragt:

00:00:33: welche positiven Einflussfaktoren denn es auf die Lebenszufriedenheit gibt?

00:00:37: Heute ist Lara Westemeyer bei mir, die sich ebenfalls mit der Zielgruppe

00:00:40: der MS-Erkrankten beschäftigt und dazu geforscht hat, inwiefern sich

00:00:44: denn eine Resilienz-Förderung auf diese Patientengruppe auswirkt.

00:00:49: Hallo Lara, toll, dass du da bist heute.

00:00:51: Hallo Franzi, vielen vielen Dank für die Einladung und ich freue mich sehr, hier zu sein.

00:00:56: Danke dir.

00:00:57: Dann lass mich doch unseren Zuhörern, dich noch mal ganz kurz vorstellen,

00:01:00: bevor wir dann inhaltlich mal auf das gucken,

00:01:03: was du tatsächlich in deiner Masterarbeit geforscht hast.

00:01:07: Lara ist Psychologin, hat ihr Studium an der Euro-FH gemacht

00:01:10: und ist wie ich ebenfalls Soldatin und arbeitet im Bundeswehrkrankenhaus

00:01:14: in Hamburg, in dem sie tatsächlich auch ihre Forschung durchgeführt hat.

00:01:18: Und nach dem Masterabschluss an der Euro-FH

00:01:20: hat sie dann im dann im Oktober letzten Jahres auch noch mit einer

00:01:22: Ausbildung zur psychologischen Psychotherapeutin angefangen.

00:01:25: Vor dem Studium hat sie eine Ausbildung zur

00:01:28: Medizinisch technischen Assistentin für Funktionsdiagnostik gemacht.

00:01:31: Spannender Lebenslauf, Lara und ich finde immer wieder ein Beweis dafür,

00:01:36: wie unfassbar vielfältig und erfolgreich ja auch zweite Bildungswege sein können.

00:01:39: Mega cool.

00:01:41: Ja, auf jeden Fall.

00:01:42: Ja, dann lass uns doch jetzt mal mit einer ganz grundlegenden Frage starten,

00:01:47: nämlich wie definiert sich denn Resilienz in der Psychologie?

00:01:50: Also das ist ja so ein Begriff, den hören wir in den Medien auch immer häufiger.

00:01:54: Die Streitkräfte müssen resilienter sein, unsere Infrastruktur ist nicht resilient genug

00:01:58: und, und, und...

00:01:59: Was meint aber dieses Konstrukt psychologisch?

00:02:03: Also eigentlich kann man sagen, Resilienz bedeutet

00:02:07: psychische Widerstandskraft. So ganz grundlegend.

00:02:11: Und ich meine, jeder kennt das ja.

00:02:13: Ein fordernder, vollgepackter Tag, der richtig stressig ist.

00:02:17: Aber, was heißt denn das?

00:02:19: Jeder Mensch erlebt das ja irgendwie anders.

00:02:21: Also manche sind wirklich schon gestresst nach dem dritten zusätzlichen Termin.

00:02:25: Der nächste, ja, für den ist es erst richtig anstrengend,

00:02:29: wenn noch irgendwas Unvorhergesehenes dazu kommt.

00:02:31: Und dann gibt es irgendjemanden, dem ist das immer noch egal.

00:02:34: Und der meistert das, ja, ich sage mal ganz hervorragend resilient.

00:02:38: Okay.

00:02:40: Also früher hat man gesagt, das ist was statisches,

00:02:42: das wurde den Menschen mitgegeben.

00:02:43: Jetzt weiß man, Resilienz ist so ein dynamischer Prozess.

00:02:47: Also man kann diese psychische Widerstandskraft formen.

00:02:52: Und ja, es hat also irgendwas mit dem Thema Stress zu tun.

00:02:58: Also jeder Körper reagiert ja in Stresssituationen,

00:03:01: ich sage mal mit einer gewissen Reaktion und passt daraufhin sein Verhalten an.

00:03:07: Und das ist jetzt nicht mehr nur körperlich betrachtet, sondern in unserem Fall auch psychisch.

00:03:13: Und Resilienz heißt halt, dass man, ich sag mal so Belastungen,

00:03:17: ob es so kleine Belastungen im Alltag oder auch größere Krisen sind,

00:03:20: einfach unter Rückgriff auf so seine eigenen persönlichen

00:03:25: und auch sozialen Ressourcen meistert und das auch später

00:03:29: für seine Entwicklung nutzen kann, also dass man quasi gestärkt daraus hervorgeht.

00:03:34: Also man kann einfach sagen, es ist wie eine Bewältigungskompetenz, die man hat.

00:03:38: und für die Zukunft ist man dann halt gewappneter und resilienter.

00:03:44: Da haben wir es wieder.

00:03:45: Also es geht aber nicht nur darum, sozusagen

00:03:47: Termindruck standzuhalten, sondern auch, ja Dinge, die einem begegnen

00:03:51: im Leben, Schicksalsschläge einfach gut zu verarbeiten, richtig?

00:03:55: Genau.

00:03:56: Also eigentlich ist das so was Allumfassendes.

00:03:59: Ich weiß nicht, ob du das schon mal gehört hast. Es gibt so Säulen der Resilienz

00:04:02: oder man nimmt sich auch so Schutz- Faktoren und das ist zum Beispiel

00:04:07: Empathie, Optimismus, aber auch so einfach Akzeptanz oder so eine

00:04:12: Lösungsorientierung, eine Impulskontrolle.

00:04:16: All solche Faktoren, die einem in kleinen und großen Belastungen

00:04:21: einfach wirklich zur Seite stehen.

00:04:24: Und jetzt ist es ja ein Konstrukt, was sich ja schon

00:04:27: an der Verwendung des Wortes zeigt, dass wir das immer häufiger nutzen,

00:04:30: auch in unserem Alltag. Was in den letzten Jahren

00:04:33: ich sage mal nicht nur in den Fokus der Wissenschaft,

00:04:35: sondern auch in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist.

00:04:38: Warum, glaubst du, ist das jetzt so ich sage mal, in Mode geraten?

00:04:43: Also ich glaube tatsächlich, dass die Corona- Pandemie da einen ganz großen

00:04:46: Einfluss drauf hatte. Also ich sage mal von heute auf morgen,

00:04:50: ja, musste man ja auf soziale Kontakte verzichten.

00:04:53: Man konnte nicht mehr ins Fitnessstudio gehen,

00:04:55: man muss so angenehme Aktivitäten kennzeichnen.

00:04:59: Und dann war ja auch überall

00:05:00: diese Angst vor Infektionen und ja, im Job Ungewissheit.

00:05:04: Also man wusste ja gar nicht, was auf einen zukommt.

00:05:07: Und dieses, ja, Gebilde war halt auch noch mal so eine Grundlage,

00:05:12: wo dann die Forscher gesagt haben, manchen hat diese Corona-Pandemie

00:05:15: überhaupt nicht geschadet und manche sind ja schon in der ersten Zeit

00:05:19: wirklich, ich will nicht sagen dran zerbrochen, aber da hat man wirklich

00:05:22: schon gemerkt, dass es ganz, ganz schlimm für die.

00:05:25: Wenn die jetzt einfach mal eine Woche gar nicht vor die Tür gehen.

00:05:29: Und das hat ja so diese wissenschaftlichen Studien wirklich enorm vorangetrieben.

00:05:34: Und zum Thema Resilienz: Wirklich viele, viele Ergebnisse gebracht.

00:05:40: Okay, also an der Stelle muss man auch mal sagen, haben wir

00:05:43: richtig Positives zumindest forschungs- technisch aus der Pandemie gezogen, ne?

00:05:47: Ja, das stimmt.

00:05:48: Sich mal mit diesem Konstrukt zu beschäftigen, ja.

00:05:50: Dann lass uns mal ein bisschen konkreter in deine Forschungsidee gehen.

00:05:56: Du hast ja als Grundgedanke sozusagen angenommen, dass die Förderung

00:06:00: der Resilienz sich eben auch positiv auf MS-Erkrankte auswirkt.

00:06:05: Was hat dich erst mal grundsätzlich dazu veranlasst?

00:06:07: Also gab es dafür schon Studien, die dich das haben glauben lassen

00:06:11: oder daran arbeiten lassen an der Idee?

00:06:15: Tatsächlich gab es noch gar keine Studien und auch so gesehen

00:06:19: gar keine aussagekräftigen Daten dazu. Was mich dazu veranlasst hat,

00:06:24: du hast ja vorhin schon gesagt: Zweiter Bildungsweg.

00:06:26: Ich bin seit über zehn Jahren im Bundeswehrkrankenhaus in der Neurologie

00:06:30: und die MS-Patienten, ja, ich sag mal, mit denen ist man quasi großgeworden.

00:06:37: Und die begleiten ja einen dann viele Jahre auch?

00:06:39: Genauso so ist es. Die kommen ja auch regelmäßig zu ihren Kontrollterminen.

00:06:43: Und man kriegt halt auch

00:06:44: dieses ganze Krankheitsbild bei den einzelnen Menschen einfach mit.

00:06:47: Und das ist so komplex und die sind auch in ihren Symptomen so unterschiedlich.

00:06:53: Und ja, manche gehen so

00:06:56: wirklich wundervoll damit um und irgendwie möchte man denen immer was zurückgeben.

00:07:01: Ich weiß nicht, das ist also ja, das ist so ein bisschen familiär tatsächlich.

00:07:05: Wir haben so eine MS-Gruppe auch in der Klinik.

00:07:07: Und ja, so kam das, dass ich mich einmal mit den MS Patienten beschäftigt habe

00:07:13: und dann diesen, ja, diesen Bogen gespannt habe,

00:07:17: was kann man psychologisch für die noch an Mehrwert bringen?

00:07:22: Und ja, es gibt ja ganz viele Resilienz- trainings, die existieren,

00:07:27: aber die meisten sind einfach als Präventivangebot angesehen.

00:07:30: Die so ein bisschen im Arbeitskontext vor Burnout schützen sollen.

00:07:35: Aber so richtig, wenn schon was besteht, eine Krankheit, das gab es halt noch nicht.

00:07:40: Und dann habe ich mir gedacht, wenn das als präventivangebot

00:07:45: gut angenommen wird, dann probieren wir das auch

00:07:49: bei den MS Patienten und es hat super funktioniert.

00:07:52: Okay, da gucken wir vielleicht gleich noch mal ganz genau drauf,

00:07:55: was das genau bedeutet, dass es super funktioniert hat.

00:07:57: Du hast dazu einen Onlinekurs genutzt, der die Resilienz fördern sollte.

00:08:02: Warum bist du da auf einen Onlinekurs gegangen?

00:08:05: Und was waren denn die genau, die Inhalte dieses Trainings?

00:08:08: Also was hast du den Patienten mit an die Hand gegeben?

00:08:11: Also online, natürlich ist es der Anspruch unseres Jahrhunderts,

00:08:15: dass wir ganz digital sind. Nein, vordergründig war es einfach

00:08:19: die Stichprobe, alleine von der Symptomlast her schon,

00:08:23: die sind ja ganz oft auch motorisch eingeschränkt.

00:08:26: Und dadurch, dass wir im Bundeswehrkrankenhaus

00:08:29: ganz viele Soldaten haben, sind die auch gar nicht

00:08:31: in der Nähe von Hamburg unbedingt zu Hause.

00:08:34: Und da bot es sich wirklich an, zu sagen, man macht das online einfach auch um

00:08:40: ja, ich sage mal ganz breitgefächerte Stichproben erreichen zu können und für die

00:08:44: so eine örtliche Ungebundenheit auch darstellen zu können.

00:08:48: Und so konnten die dieses Training ganz flexibel auch im Alltag einbinden,

00:08:53: was ja auch, ich sage mal noch mal ein Vorzug ist, dass Sie die Inhalte direkt

00:08:57: mit hohem Bezug auch abhandeln konnten und so auch für später noch nutzen können.

00:09:03: Und ja, also die Inhalte von Training, du kannst du das so vorstellen:

00:09:10: Das waren kurze Videos, die die täglich gekriegt haben,

00:09:13: die ging immer so über 15 Minuten und die haben immer aus einem

00:09:16: ich sag mal so einem Lernaspekt bestanden, wo die Patienten erst mal zu einem Aspekt

00:09:21: der Resilienz überhaupt was ja theoretisch mitbekommen haben.

00:09:26: Erklärstunde sozusagen.

00:09:27: Genau, warum machen wir das überhaupt?

00:09:29: Also nicht, ja, hingenommen, sondern wirklich mal so

00:09:33: den den Background ein bisschen abgezeichnet.

00:09:37: Das nächste war immer so ein, ja, wir haben es Impuls genannt,

00:09:40: der hat dann dieses theoretische noch mal aufgegriffen und sozusagen

00:09:45: für den jeweiligen Tag noch mal so ein bisschen integriert

00:09:51: und noch mal so eine Aufgabenstellung gegeben: Worauf Sie ja täglich achten?

00:09:56: Ganz konkret.

00:09:57: Genau das Sie das einfach noch mal, ich sage mal lernen im Alltag.

00:10:01: Und das dritte kurze Video ja,

00:10:04: das war entweder eine Meditation oder halt so eine kurze Entspannungsübung,

00:10:08: die einfach noch mal so den Körper ein bisschen runterfahren sollte.

00:10:12: Und ich sag mal so diese Kombination aus diesen dreien

00:10:18: war sehr abwechslungsreich

00:10:20: und die Patienten konnten individuell das wirklich einbauen.

00:10:24: Also zeitlich auch über den Tag verteilt, wie es gerade passte.

00:10:27: Also die waren wirklich sehr flexibel

00:10:29: und haben dann es hat wöchentlich so ein bisschen inhaltlich aufeinander aufgebaut,

00:10:33: erst mal in der ersten Woche einfach so ganz grundlegende Dinge

00:10:37: zum Thema Resilienz gelernt und auch so Sachen:

00:10:40: Warum ist Entspannung wichtig? Warum ist guter Schlaf wichtig?

00:10:45: Oder auch Wie kann ich denn Ressourcen überhaupt aktivieren?

00:10:48: Ah ja, sehr schön. Klassisches Thema natürlich auch.

00:10:51: Genau, dass man einfach wirklich erst mal alle auf eine

00:10:54: Grundlagenbasis sozusagen bringt.

00:10:58: Und wie lange ging dieses Training?

00:11:00: Insgesamt 28 Tage. Und ja, die haben dann halt wirklich jeden Tag

00:11:07: diese kurzen Videos geschaut und abends

00:11:10: haben sie dann das Gelernte noch mal in so einer Art Journal festgehalten.

00:11:14: Das war die Aufgabe, dass sie einfach noch mal reflektieren:

00:11:17: Was habe ich denn eigentlich heute gelernt, was bringt es mir?

00:11:21: Und manchmal haben sie auch so kleine Aufgaben gekriegt:

00:11:24: Wofür war ich heute dankbar?

00:11:25: Dass man einfach wirklich noch mal Reflexion übt.

00:11:30: Okay, und jetzt hast du ja gerade schon gesagt, die Ergebnisse waren super.

00:11:35: Jetzt möchte ich aber natürlich von dir wissen, wie bist du dazu gekommen?

00:11:39: Also, du hast, habe ich in unserem Vorgespräch erfahren, ganz klassisch

00:11:43: natürlich ein Kontrollgruppendesign geschaffen,

00:11:45: in dem du eben einer Gruppe direkt schon Zugang zum Training gegeben hast

00:11:48: und der zweiten Gruppe quasi erst im Anschluss an deine Studie.

00:11:52: Und jetzt bin ich natürlich ganz gespannt, was du herausgefunden hast,

00:11:56: wie super das gelaufen ist und was das für Effekte erzielt wurden.

00:12:00: Ja, also ich habe

00:12:02: natürlich vor dem Training eine Datenerhebung gemacht

00:12:05: und nach dem Training und habe mir vorher angeschaut:

00:12:10: Einmal wie sind die subjektiv wahrgenommenen Belastungen der Patienten?

00:12:14: Und auf der anderen Seite noch mal: Was für den Einsatz von Strategien

00:12:19: im Umgang mit diesen Belastungen zeigen die Patienten?

00:12:22: Das waren so die zwei Thematiken, wo man geguckt hat:

00:12:25: Was bringt das Training?

00:12:27: Und ich habe mir einmal angeguckt, wie sich also in der Experimentalgruppe,

00:12:32: also der Gruppe, die das Training durchlaufen hat, überhaupt die,

00:12:37: ja die zwei Schwerpunkte oder die zwei Variablen verändert haben.

00:12:42: Und da konnte man schon wirklich sagen, also die wahrgenommenen Belastungen

00:12:45: haben wir unterteilt in Sorgen, Anspannungen, Anforderungen und Freude,

00:12:51: dass bis auf die Freude, die ist natürlich gewachsen, alle anderen

00:12:55: drei Belastungen deutlich und vor allen Dingen

00:12:58: ja mit signifikanten Ergebnissen auch gesunken sind.

00:13:02: Also es wurde eine deutliche Veränderung dieser wahrgenommenen Belastung

00:13:06: einfach nach dem Training angegeben und auch im Umgang mit den Belastungen.

00:13:11: Also welche Coping-Strategien haben die Patienten eingesetzt?

00:13:15: Auch da konnte man signifikante Ergebnisse feststellen.

00:13:18: Die hatten zwar kleinere Effekte, aber trotz allem waren sie signifikant.

00:13:23: Und dann wollte ich natürlich wissen:

00:13:25: Hat es denn überhaupt mit dem Training zu tun?

00:13:27: Ja, guter Punkt. Könnte ja auch am Wetter gelegen haben, weil Frühling ist.

00:13:33: Ja, es war tatsächlich Frühling.

00:13:36: Und ja, da habe ich natürlich

00:13:38: dann die Kontrollgruppe mit einbezogen und verglichen und...

00:13:43: Also die Interaktionseffekte, die wirklich

00:13:46: auf das Training zurückzuführen waren, waren durchweg signifikant

00:13:50: und die Effekte waren auch wirklich immer groß in allen

00:13:55: Skalen von dieser wahrgenommenen Belastung. Also man konnte wirklich sehen,

00:14:02: ja, also a) sind die Belastungen rückgängig gewesen,

00:14:05: Diese subjektiv wahrgenommenen und b) lag es auch direkt am Training.

00:14:09: Bei den Coping-Strategien war das nicht so eindeutig

00:14:14: Hier. Ja, also es war... Eine Regenerationsorientierung

00:14:20: war eine Subskala, die war tatsächlich nicht signifikant.

00:14:24: Erklär mal kurz, was bedeutet das genau?

00:14:27: Dass sie nicht signifikant war?

00:14:29: Nein, die Skala. (Beide lachen)

00:14:35: Regeneration hat einfach so ein bisschen abgegriffen wie

00:14:39: unsere Entspannung oder wie die Meditation tatsächlich sich dargestellt hat.

00:14:44: Okay, also wie gut die Leute sozusagen sich aus ihren Situationen

00:14:48: ich sage mal regenerieren konnten, wieder genesen konnten.

00:14:51: Wenn es irgendwie mal vielleicht eine problematischere Phase gab. Verstehe. Okay.

00:14:55: Genau. Also hier konnte man sagen,

00:14:57: es ist nicht unbedingt aufs Training zurückzuführen gewesen.

00:15:00: Aber trotzdem sprechen die Ergebnisse für sich.

00:15:04: Und vor allen Dingen,

00:15:05: wenn man jetzt die Resilienz noch mal exakt betrachtet mit diesem Stressfaktor,

00:15:10: wenn man nach dem Training

00:15:11: sieht, wirklich diese subjektiv wahrgenommene Belastung

00:15:14: ist in allen Bereichen so gesunken bzw. bei der Freude natürlich erhöht.

00:15:21: Ja, kann man echt sagen: Das Training hat richtig, richtig viel gebracht.

00:15:26: Also könntest du jetzt zusammenfassend sagen, du konntest den Patienten

00:15:29: zurückgeben, weil du ja vorhin sagtest, du möchtest gerne etwas zurückgeben,

00:15:33: dass das Krankheitsbild sich nicht verändert hat, aber sie viel besser

00:15:36: damit umgehen können und sie dadurch weniger belastet sind.

00:15:40: So kann man das ausdrücken. Und natürlich muss man dann auch sagen:

00:15:44: Je, ich sag mal, besser du mit einer Krankheit umgehst...

00:15:47: Und wir hatten ja vorhin diese Säulen der Resilienz,

00:15:50: da gibt es ja dann auch dieses Optimismus oder auch Akzeptanz.

00:15:54: Ganz oft spiegelt sich dieser Umgang dann auch wirklich mit deinem

00:15:59: ja, ich sage mal symptomatischen Ausprägungen ein bisschen wieder.

00:16:05: Aber ja, also ich würde sagen, ich konnte dem Patienten was zurückgeben

00:16:09: und die waren auch wirklich sehr dankbar und sehr glücklich.

00:16:13: Schön, Das ist echt immer einer der Aspekte, finde ich...

00:16:16: Also habe ich auch aus meinen Forschungen erlebt.

00:16:18: Ich habe ja mit Krebspatienten gearbeitet lange Zeit, dass man da denkt:

00:16:23: Okay, jetzt weiß ich, wofür die ganze Arbeit da ist

00:16:25: und wofür auch so ein Studium gut ist, um hier dann wirklich mal

00:16:29: ja, was was zu schaffen und was zurückzugeben.

00:16:32: Genauso ist es.

00:16:34: Jetzt ist natürlich immer die spannende Frage bei solchen Sachen finde ich:

00:16:37: Bringt es nur was, wenn ich das komplett mache

00:16:40: oder was passiert, wenn ich irgendwie nur Teile des Kurses absolviere

00:16:45: oder zwischendurch irgendwie aufhöre, weil es mir dann doch nicht so liegt?

00:16:48: Kannst du was dazu sagen oder hast du dir den Aspekt auch angeschaut:

00:16:52: Was passiert, wenn Menschen das nicht zu Ende gemacht haben

00:16:56: deinen Kurs oder es vielleicht auch gesundheitlich nicht geschafft

00:17:00: haben, den Kurs so zu absolvieren, wie du ihn strukturiert hattest?

00:17:04: Ja, tatsächlich wichtiger Punkt.

00:17:06: Weil MS-Patienten haben ja häufig diese Symptomatik der Fatigue

00:17:11: und sind auch ganz anfällig für Depressionen.

00:17:15: Das sind ja Symptome, die tatsächlich so ein bisschen

00:17:18: in so eine regelmäßige Teilnahme reinspielen können.

00:17:23: Und das auch schwierig machen, ne?

00:17:24: Genauso ist es, und deshalb habe ich das

00:17:28: ja auch erfragt, wie konsequent denn die Teilnahme war

00:17:32: und wie ordnungsgemäß das durchgeführt wurde.

00:17:34: Und also einerseits war ich sehr überrascht

00:17:38: und natürlich positiv überrascht und habe mich sehr gefreut, dass

00:17:42: über die Hälfte hat regelmäßig teilgenommen,

00:17:45: also haben sie zumindest angegeben und weitere 35 % haben gesagt,

00:17:50: sie haben überwiegend regelmäßig teilgenommen. Also es waren,

00:17:53: ich sag mal, ein verhältnismäßig geringer Prozentsatz, der eingeräumt hat, ja,

00:17:57: es war nur eine gelegentliche Teilnahme oder eine sehr seltene.

00:18:01: Was mich wirklich gefreut hat.

00:18:04: Und was mich noch mehr gefreut hat, dass diese regelmäßige Teilnahme gar nicht

00:18:09: in einem Zusammenhang mit der anschließenden Resilienzausprägung stand.

00:18:14: Also auch die Patienten, die ich sage mal,

00:18:18: gelegentlich teilgenommen haben, haben was mitgenommen aus diesem Training.

00:18:23: Und auch hier waren ja die Ergebnisse so,

00:18:28: dass eigentlich nur eine Kategorie, ähm, ich sag mal

00:18:32: ein bisschen betroffen war von einer nicht ganz so regelmäßigen Teilnahme.

00:18:36: Und auch hier waren es die Entspannungsübungen und die Impulse,

00:18:40: die da wahrscheinlich rein gespielt haben: Der Aspekt der Selbstfürsorge.

00:18:44: Ah.

00:18:46: Der war schon ausschla ggebender mit einer regelmäßigen Teilnahme.

00:18:52: Und wahrscheinlich wird es ja darauf zurück zu führen

00:18:56: sein, dass in den Videos vermehrt, vor allen Dingen in diesen Meditations-

00:19:01: und Entspannungsübungen auf die Selbstfürsorge ja

00:19:04: noch mal hingewiesen wird, noch mal exakt darauf eingegangen wird.

00:19:08: Und wenn man jetzt diese

00:19:09: Videos nicht so ganz regelmäßig sieht und auch nicht so ganz regelmäßig mitmacht

00:19:15: ja, dann gibt es leider auch in der Selbstfürsorge ein paar Punkte Abzug.

00:19:20: Aber ich sage mal im Großen und Ganzen, ich kann es verschmerzen

00:19:25: und ich sage mal, die anderen Resilienz-Ausprägungen

00:19:31: waren trotzdem deutlich verbessert, auch bei einer sporadischen Teilnahme.

00:19:36: Und das ist ein schönes Ergebnis, vor allen Dingen für die Patientengruppe.

00:19:39: Also hilft es schon auch ein bisschen was zu machen.

00:19:42: Und der Aspekt: "Ich fang gar nicht erst an,

00:19:44: weil ich schaffe es sowieso nicht, so was dauerhaft zu machen."

00:19:46: ist hier wirklich kein Argument, was man dir

00:19:50: oder jedem anderen Resilienz-Coach an der Stelle entgegenbringen kann, richtig?

00:19:54: Richtig. Genau. Auch ein bisschen bringt ganz viel!

00:19:57: Super. Okay.

00:19:59: Und was natürlich bei solchen Forschungen immer ganz spannend ist,

00:20:02: ist natürlich auch die Frage nach den langfristigen Auswirkungen.

00:20:05: Also hast du noch Kontakt zu den Patienten? Weißt du, wie es den heute geht?

00:20:08: Und kannst du eine Aussage darüber treffen, ob sozusagen auch nach Ende

00:20:12: oder nach Abschluss deines Online

00:20:15: Kurses, ob es dort auch immer noch positive Effekte gibt?

00:20:19: Ja, also natürlich sind die Patienten ja immer noch bei uns angebunden.

00:20:23: Also man sieht immer noch regelmäßig die Patienten und

00:20:28: also ganz viele haben gesagt, sie haben einfach nach dem Training

00:20:32: einfach wieder von vorne angefangen, weil sie das so schön fanden,

00:20:35: dass sie so geleitet durch so ein Programm geführt werden.

00:20:39: Die haben gesagt, das ist so ein bisschen, als ob man eine Freundin verloren hat.

00:20:44: Also kennst du das? Wenn eine Serie zu Ende geht?

00:20:47: So ähnlich haben Sie das mit diesen Resilienz-Kurs verglichen.

00:20:51: Wie schön.

00:20:52: Ja. Ganz viele waren wirklich traurig und haben gesagt Das hat so Spaß gemacht

00:20:57: und man hatte was, wo man jeden Tag irgendwie so ein Plus erlebt.

00:21:02: Vor allen Dingen, wenn man selber auch die Veränderung spürt sozusagen

00:21:06: und die sich nicht nur an dem Fragebogen am Ende zeigt, sondern an sich selbst.

00:21:10: Ja, genau so ist es.

00:21:12: Und ganz viele haben gesagt, die haben einzelne Übungen, die wirklich

00:21:16: individuell, ja irgendwie Spaß gemacht haben, in den Alltag integriert.

00:21:20: Und es ist ja jetzt fast ein Jahr her. Na so ein dreiviertel Jahr.

00:21:25: Die sagen, die machen das wirklich immer noch.

00:21:27: Das freut mich wirklich total, diese positiven Rückmeldungen.

00:21:32: Und ja, man muss auch dazu sagen: Resilienz, alles, was man lernen kann,

00:21:38: kann man natürlich auch verlernen.

00:21:40: Klar.

00:21:42: Und ja, wenn Patienten so am Ball bleiben, finde ich das immer klasse.

00:21:46: Und das ist jetzt natürlich wieder subjektiv bewiesen.

00:21:49: Wir haben tatsächlich drei Monate nach der

00:21:53: Datenerhebung noch mal eine Langzeiterhebung gemacht.

00:21:56: Ah, Okay.

00:21:56: Genau. Und auch die hat signifikante Ergebnisse gezeigt.

00:22:01: Also dieses Training hat auch eine bewiesene Langzeitwirkung.

00:22:05: Okay, also on the bottom line ist, man kann Resilienz lernen,

00:22:09: egal an welcher Stelle im Leben man sich gerade befindet, oder?

00:22:12: Genauso ist es.

00:22:14: Super. Also nie zu spät anzufangen.

00:22:17: Ja, richtig (lacht).

00:22:19: Sehr gut. Jetzt möchte ich aber noch mal einfach zu dir persönlich zurückkommen.

00:22:24: Für meine letzte Frage auch schon in dieser Runde,

00:22:28: weil mich natürlich immer interessiert.

00:22:30: Jetzt hat man sich so lange wissenschaftlich mit einem Thema

00:22:32: beschäftigt Du dich jetzt mit Resilienz und erst mal

00:22:35: berufsbedingt auch mit der Patientengruppe der MS Patienten?

00:22:39: Was hast du denn aber für dich persönlich aus der Forschung mitgenommen?

00:22:42: Hast du auch deine Verhaltensweisen oder Rituale vielleicht geändert?

00:22:49: Also ich würde als Oberthema tatsächlich sagen: Das Wichtigste, was ich mitgenommen habe

00:22:53: Psychologie ist ganz, ganz wichtig, auch im medizinischen Kontext.

00:22:58: Und was für mich, glaube ich, ganz wichtig war, das so Einbindung

00:23:03: von diesen psychologischen Interventionen auch so bei chronisch

00:23:07: körperlichen Erkrankungen eine ganz große Rolle spielt.

00:23:10: Das wird im Klinikalltag oft immer noch vernachlässigt, ne?

00:23:13: Auf jeden Fall. Na ja, bei uns jetzt nicht mehr.

00:23:18: Und wie du vorhin schon gesagt hast man kann mit ganz wenig Aufwand

00:23:20: so viel erreichen. Und da kann ich mir auch an die eigene Nase fassen.

00:23:25: Man vernachlässigt sich ja manchmal schon.

00:23:28: Also jeder Mensch ist ja irgendwie gestresst, ob man will oder nicht.

00:23:32: Und tatsächlich reichen zwischendurch einfach mal fünf Minuten, um sich

00:23:37: mit einer ich sag mal so einer Resilienz-Kategorie zu beschäftigen

00:23:41: und dann einzusehen: Okay, das kann man auch entspannter machen.

00:23:46: Sehr schön.

00:23:47: Und wenn man das noch mal auf die Klinik zurück münzt

00:23:51: halt nicht nur präventiv, sondern auch therapeutisch.

00:23:54: Okay. Ja, danke dir dafür.

00:23:58: Und jetzt kennst du ja unser Podcast- Format schon und bist wie ich Soldatin.

00:24:02: Und deshalb liegt dir bestimmt auch in drei ganz kurzen, knappen

00:24:06: Sätzen ganz präzise auf den Punkt zu bringen,

00:24:09: was an dem, was du uns gerade erzählt hast und an der Forschung,

00:24:12: die du betrieben hast, für alle Zuhörenden wichtig ist.

00:24:16: Jawohl, ich werde es versuchen.

00:24:20: Also erstens würde ich sagen,

00:24:22: Resilienz ist in den unterschiedlichsten persönlichen Lebenslagen von Bedeutung.

00:24:27: Zweitens: Resilienz ist eine unschlagbare

00:24:31: persönliche Kompetenz, die man trainieren kann.

00:24:34: Und drittens:

00:24:36: Es ist wichtig, dass auch bei der Therapie körperliche Erkrankungen

00:24:41: ja die Psychologie oder hier vor allen Dingen ein Training der Resilienz

00:24:44: viel mehr in den Fokus gerückt wird.

00:24:47: Fertig?

00:24:48: Fertig!

00:24:49: Hervorragend! Das war kurz, knapp und präzise.

00:24:52: Herzlichen Dank, liebe Lara.

00:24:54: Und ich finde es immer wieder toll zu sehen, dass auch im Rahmen wie jetzt

00:24:57: bei dir hier in einer Masterarbeit so tolle und hilfreiche Forschung entsteht.

00:25:02: Weil das ist nicht nur eine Masterarbeit, sondern das konnte wirklich auch

00:25:06: richtig gut veröffentlicht werden. Du hast ein Artikel dazu geschrieben,

00:25:09: eine super Leistung am Studienabschluss am Ende noch.

00:25:13: Und da kann ich dir einfach nur an dieser Stelle

00:25:15: alles, alles Gute für deine berufliche Zukunft wünschen.

00:25:18: Vielen Dank!

00:25:19: ...eine gut ausgeprägte Resilienz und viel Spaß weiterhin bei deiner Arbeit.

00:25:24: Tschüss, Lara.

00:25:25: Danke Franzi und vielen Dank noch einmal, dass ich hier sein durfte.

00:25:28: Ja, sehr, sehr gerne.

00:25:29: Und jetzt ist schon wieder superschnell die Zeit vergangen

00:25:32: und ich schließe eben auch diese Folge mit dem euch bereits bekannten Aufruf:

00:25:36: Wenn ihr ein eigenes Thema einbringen wollt

00:25:38: und auch mal mit mir ins Gespräch kommen oder ihr einen Wunsch habt, was wir hier

00:25:42: kompakt mal auf den Punkt bringen sollen, dann schreibt uns gerne an!

00:25:45: Alles Liebe und bis bald bei PsychKnowledge.

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