Folge 16: Einfach nur aufschieben oder prokrastinieren?
Shownotes
Weiterführende Informationen und Untertitel gibt es auf:
https://www.euro-fh.de/podcast-psychknowledge/
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00:00:04: Hallo und herzlich willkommen
00:00:06: zu PsychKnowledge dem Psychologie-Lernpodcast der Euro-FH.
00:00:09: Mein Name ist Franziska Czens und ich bin, wie ihr schon
00:00:12: wisst, Soldatin bei der Bundeswehr und Tutorin an der Euro-FH.
00:00:16: In der heutigen Folge ist Jessica Peters bei uns zu Gast
00:00:19: und spricht mit uns über das Thema Prokrastination.
00:00:22: Liebe Jessica, wir wollen gleich von dir wissen, was das genau ist,
00:00:26: wie Prokrastination überhaupt entsteht,
00:00:28: wie sie vorhergesagt werden kann und was man dagegen tun kann.
00:00:31: Jetzt aber erst mal Hallo.
00:00:32: Schön, dass du da bist.
00:00:34: Schön, dass ich hier sein darf.
00:00:36: Jessica, bevor wir inhaltlich werden, möchte ich dich
00:00:38: aber natürlich unseren Zuhörenden noch kurz vorstellen.
00:00:41: Du bist 26 Jahre alt und kommst aus der Nähe von Lüneburg.
00:00:46: Den Bachelor und den Master ist 1 € FH gemacht.
00:00:49: Und zwar ganz klassisch den Bachelor in Psychologie und einen Master
00:00:53: mit dem Schwerpunkt Klinische Psychologie und Beratungs spsychologie.
00:00:57: Schon als du 15 warst, wusstest du, dass du mal Psychotherapeutin
00:01:00: werden möchtest und bist.
00:01:01: Jetzt hast du mir erzählt, auch auf einem richtig guten Weg dorthin.
00:01:05: Denn im März
00:01:06: wirst du mit deiner Therapieausbildung zur Kinder und Jugendtherapeutin
00:01:09: in der Psychiatrischen Klinik in Lüneburg beginnen.
00:01:13: Und zudem leidest du gerade mit einem Partner zusammen.
00:01:16: Gruppencoachings für Angehörige von sexualisierter und Gewalt
00:01:19: betroffene Kinder und Jugendliche Prokrastination.
00:01:23: Um jetzt noch mal den Bogen zu schließen.
00:01:24: War das Thema deiner Masterarbeit.
00:01:27: Liebe Jessica, lass uns mal ganz klassisch mit Definitionen
00:01:30: anfangen, wie sich das gehört in der Wissenschaft.
00:01:33: Was ist denn Prokrastination? Ganz genau?
00:01:36: Also zu allererst muss gesagt werden, dass es in der Forschung
00:01:40: noch keine einheitliche Definition von Koordination gibt.
00:01:44: Zusammenfassend kann man sagen, dass Prokrastination allgemein
00:01:49: als das absichtliche und wiederholte Verzögern von Aufgaben verstanden wird,
00:01:55: obwohl man weiß, dass dies negative Konsequenzen haben kann.
00:01:59: Und es gibt ungefähr so fünf zentrale
00:02:02: Aspekte, welche die Prokrastination ausmachen.
00:02:06: Und der erste Aspekt ist das absichtliche Aufschieben.
00:02:11: Das. Dabei handelt es sich um einen bewussten Prozess,
00:02:15: bei dem man sich dafür entscheidet, eine Aufgabe nicht sofort anzugehen.
00:02:19: Der zweite Aspekt ist ein sich wiederholendes Verhalten.
00:02:24: Der dritte Aspekt
00:02:25: ist das Wissen um die Konsequenzen.
00:02:29: Der vierte Aspekt ist der negative Einfluss von Prokrastination,
00:02:35: welcher zum Beispiel zu Stress, Schuldgefühlen
00:02:38: und oder verminderten Produktivität führen kann.
00:02:41: Und der letzte Aspekt ist, dass Prokrastination
00:02:45: als eine Form der kurzfristigen Emotionsregulation gesehen werden kann,
00:02:50: bei dem unangenehme Aufgaben vermieden werden,
00:02:53: um eine momentane Erleichterung zu finden.
00:02:56: Somit stellt Prokrastination in seiner Definition
00:03:00: ein dysfunktionales Verhalten dar.
00:03:03: Und ist es jetzt so, dass man sozusagen wie bei so einer Checkliste
00:03:07: sozusagen als Prokrastinierer von den fünf Punkten mindestens drei erfüllen muss,
00:03:13: damit die wissenschaftliche Definition von Prokrastination erfüllt ist?
00:03:18: Oder wie stellt sich das dar?
00:03:19: Oder wie hast du es für dich operationalisiert?
00:03:22: Also es gibt davon Höcker.
00:03:26: Das ist ein Forschungsteam in Münster.
00:03:29: Die haben auch eine Prokrastinationsambulanz.
00:03:31: Die sind da sehr firm drin und die haben sozusagen
00:03:36: eine Checkliste ausgearbeitet,
00:03:39: wo wir auch nachher noch mal drauf zu sprechen kommen, nämlich
00:03:42: wann wirklich sozusagen verschieben.
00:03:44: Prokrastination ist und wo es halt Kriterien gibt, die erfüllt werden müssen.
00:03:49: Darunter liegt zum Beispiel das das Funktionieren bzw
00:03:54: dass Lebensbereiche beeinträchtigt werden und dann wirklich zu Lasten fallen
00:03:58: und dann je nachdem in welchem Bereich natürlich prokrastiniert wird,
00:04:02: können sich dann wiederum vielfältige negative Auswirkungen ergeben.
00:04:08: Und jetzt hatten wir im Vorgespräch schon mal darüber
00:04:10: gesprochen, dass es aktive und passive Prokrastination gibt.
00:04:14: Das ist mir ehrlicherweise in Erinnerung geblieben.
00:04:17: Aber er kannst es noch mal erklären.
00:04:19: Wo ist denn der Unterschied
00:04:21: zwischen aktivem Verschieben und passivem Verschieben von.
00:04:24: Von Dingen?
00:04:25: Also der Unterschied liegt eher in der Entscheidung
00:04:28: für das Aufschieben und dem Verhalten kurz vor der Tat lernen.
00:04:32: Also ich kann auch kurz ein Beispiel geben, oder?
00:04:34: Gerne. Ja, unbedingt.
00:04:36: Also bei passiver Prokrastination
00:04:39: besteht gar nicht die Absicht, eine Aufgabe aufzuschieben,
00:04:42: sondern das resultiert er daraus, dass diese Person sehr schwer, schnell
00:04:48: oder einfach Entscheidungen treffen kann und diese dann auch umsetzen kann.
00:04:51: Und dann, bevor die Deadline abzulaufen droht,
00:04:56: Zweifeln an die Prokrastinierer an sich, also die Passiven?
00:04:59: Ja, und die Aufgaben?
00:05:01: Selbstwirksamkeit reduziert sich.
00:05:03: Das wiederum löst Stress aus und Sie werden mit hoher
00:05:07: Wahrscheinlichkeit einer Aufgabe scheitern.
00:05:09: Okay, hingegen aktive Prokrastinierer
00:05:12: sich ganz bewusst für das Aufschieben
00:05:15: zugunsten anderer, anstehender
00:05:18: und oder wichtigere Aufgaben entscheiden.
00:05:21: Und dazu kommt, dass sie sich
00:05:24: auch unter Zeitdruck besser arbeiten und dadurch herausgefordert fühlen
00:05:29: sowie motiviert.
00:05:30: Was dazu
00:05:31: kommt, dass Sie auch ein besseres Zeitmanagement haben,
00:05:34: im Sinne von Ihre Zeit besser einteilen zu können.
00:05:37: Eine höhere Zeitkontrolle und insgesamt selbst wirksamer sind.
00:05:42: Und das wiederum erhöht dann auch die Wahrscheinlichkeit,
00:05:44: dass Sie trotz Prokrastination erfolgreich sein werden.
00:05:50: Ich hatte ja eben
00:05:50: schon von Höcker gesprochen und Höcker und ihr Vorstandteam plädieren
00:05:54: eher dafür, dass man gar nicht so von zwei Typen sprechen sollte,
00:05:58: sondern aktive und passive Prokrastination
00:06:02: als eine verschiedene Ausprägung über die Zeit hinweg betrachten sollte.
00:06:05: Ich glaube, das kennen wir auch von uns selbst.
00:06:08: Ja, also, und jetzt hast du gerade gesagt, das kennen wir von uns selbst.
00:06:12: Aber die Frage ist natürlich, wer ist davon betroffen und wann ist denn das?
00:06:16: Ich sage mal, für jedermann vielleicht normale Aufschieben von Aufgaben.
00:06:21: Ach, das mach ich morgen oder später.
00:06:24: Wann ist das denn sozusagen Prokrastination?
00:06:27: Wo ist die Grenze? An der Stelle?
00:06:29: Ja, genau da kommen wir nämlich darauf zurück, den Diagnosekriterien, die
00:06:35: auf jeden Fall nicht
00:06:38: komplett erfüllt sein müssen, aber eine bestimmte Anzahl erfüllt sein muss.
00:06:42: Und damit kann ich gerne anfangen.
00:06:44: Es ist nämlich so, dass Prokrastination
00:06:47: erst dann klinisch bedeutsam wird,
00:06:50: wenn das Verhalten psychische Belastungen, Nachteile
00:06:55: sowie körperliche Beschwerden erschafft, sehr regelmäßig auftritt,
00:07:00: persönliche sowie berufliche Beziehungen belastet mit emotionalen
00:07:05: und motivationalen Konflikten begleitet wird.
00:07:08: Versagensängste und Hoffnungslosigkeit.
00:07:10: Schafft man existenzielle finanzielle Probleme, bekommt,
00:07:16: persönliche Ziele wiederholt nicht erreicht werden
00:07:19: und zur Selbstabwertung führt.
00:07:21: Und du hast es ja gerade angesprochen, wer davon betroffen sein kann.
00:07:27: Und ich würde
00:07:27: gern erst mal vorher etwas zu der Verbreitung von Prokrastination sagen.
00:07:32: Ja, sehr gerne.
00:07:33: Das ist nämlich auch ganz spannend, Denn schaut man sich
00:07:36: die verschiedenen Studien zu den Prävalenz Angaben
00:07:39: an, so liegen die Schätzungen zwischen 87 %.
00:07:43: Je nach Untersuchungsfrage untersucht das Stichprobe
00:07:46: und was du angesprochen hast, nämlich der Operationalisierung von Profesion
00:07:52: und der.
00:07:53: Bei der Untersuchung von Höcker und ihrem Forscherteam kam heraus,
00:07:57: dass 7 bis 14,6 %
00:08:01: der Studenten in Münster prokrastinieren.
00:08:05: Und auch wenn die repräsentative Bevölkerungsstudie
00:08:09: von Beutel und seinem Forschungsteam gezeigt hat, dass Prokrastination
00:08:13: am ausgeprägtesten in der Altersgruppe von 14 bis 29 Jahren auftritt,
00:08:18: kann man aber sagen, dass Prokrastination in jeder Altersgruppe auftritt.
00:08:22: Sie nimmt mit dem Alter ab, vom Mittelwert her, aber das ist dann wirklich minimal
00:08:27: und daher kann man sagen, dass Aufschieben es Verhalten doch sehr verbreitet ist
00:08:31: und jeden wie Schüler, Studenten, Berufstätige,
00:08:36: Selbstständige, Künstler, Personen mit psychischen Erkrankungen treffen kann.
00:08:40: Und man kann das so gar nicht eigentlich an sich, an den demografischen Daten
00:08:44: abmachen, wie vielleicht andere
00:08:48: Erkrankungen bzw dysfunktionale Verhaltensweisen,
00:08:51: sondern es ist eher mehr so eine Kombination von mehreren Faktoren wie
00:08:56: was ich auch meine
00:08:57: Arbeit untersucht hat, nämlich von bestimmten Charaktereigenschaften
00:09:01: wie Impulsivität, Selbstwirksamkeit, Perfektionismus, Selbstkritik,
00:09:06: aber auch von Erkrankungen wie Depression, Angststörungen, ADHS,
00:09:12: von kontextuellen Faktoren wie eine freie
00:09:15: Arbeitsgestaltung, Leistungsdruck,
00:09:18: Erwartungsdruck, Zeitdruck, die Arbeitsplatzgestaltung oder auch von
00:09:23: Merkmalen der Aufgabe, wie zum Beispiel, dass sie keine persönliche Relevanz haben
00:09:28: und deutliche Arbeitsanweisungen beinhalten oder
00:09:31: komplex, langfristig langweilig oder frustrierend sind.
00:09:36: Und man kann halt sagen, dass auch jenes Verhalten doch recht
00:09:39: häufig bei jedem vorkommt und nicht automatisch problematische schädlich ist.
00:09:44: Okay, genau das ist jetzt sozusagen der Link zu der zu meiner Frage.
00:09:48: Also wahrscheinlich würde man das kurz zusammenfassen sagen
00:09:53: Prokrastination ist dann Prokrastination,
00:09:57: wenn es ein schädliches Folgeverhalten irgendwie mit sich führt.
00:10:00: Das ist erst mal nicht nur das normale Aufschieben sozusagen.
00:10:04: Genau richtig. Okay, perfekt.
00:10:06: Und jetzt hast du gerade schon angefangen
00:10:08: zu erzählen, dass es ja verschiedene Einflussfaktoren gibt,
00:10:12: die auf die Prokrastination einwirken und mit der man ja möglicherweise
00:10:15: auch Prokrastination vorhersagen kann und das auch schon gesagt hast
00:10:19: in deiner Arbeit dir den Beitrag von Impulsivität,
00:10:24: dem Leistungsmotiv und Selbstwirksamkeit angeschaut.
00:10:27: Warum hast du genau diese drei Faktoren
00:10:29: genannt, was ja gerade noch viele andere genannt?
00:10:31: Aber warum haben wir genau diese drei angeschaut?
00:10:35: Also dass es eher daraus resultiert, dass
00:10:38: ein persönlichen Bezug im Sinne.
00:10:41: Ja, genau.
00:10:42: Also ich hatte erst mal mir Studien
00:10:44: angeschaut, die Persönlichkeitseigenschaften
00:10:46: mit Prokrastination in Verbindung gebracht haben.
00:10:49: Und hier hat mir die Metaanalyse von Stil aus dem Jahr 2007 weitergeholfen.
00:10:54: Und dann habe ich in meinem Umfeld herumgefragt, ob sie prokrastinieren
00:10:59: und wenn ja, welche bestimmten Aufgaben das sind und wie häufig sie aufschieben.
00:11:03: Und da ich sie doch recht gut kenne, habe ich
00:11:06: deren Persönlichkeitseigenschaften in Verhältnis zu deren Ausprägung gesetzt.
00:11:10: Natürlich alles ganz anonym und
00:11:13: also sozusagen ganz neu kleine qualitative Vorstudien gemacht.
00:11:18: Im heimlichen bevor du sozusagen dann richtig geschaut hast Alles klar?
00:11:23: Ja, spannend.
00:11:25: Und kannst du jetzt noch mal zu
00:11:26: den einzelnen Faktoren und Wirkmechanismen was sagen?
00:11:30: Gerne. Also, was hast du rausgefunden?
00:11:32: Und natürlich auch wie genau hast du's untersucht?
00:11:34: Also es muss ja, wenn du.
00:11:35: Seine Masterarbeit war
00:11:36: auch wissenschaftlich gewesen sein und endete nicht mit dem heimlichen
00:11:41: Betrachten deiner Freunde und Kollegen und Familie.
00:11:45: Nee, genau
00:11:47: zur Einordnung.
00:11:48: Also, wie du schon gesagt hast, die Fragestellung hat gelautet,
00:11:52: ob Prokrastination durch das Leistungsmotiv,
00:11:55: die Impulsivität und die Selbstwirksamkeit vorausgesagt werden kann.
00:11:59: Und damit habe ich dann jeweils drei Hypothesen aufgestellt,
00:12:04: jetzt mal beispielsweise für Leistungsbedürfnis, dass das Leistung
00:12:07: sbedürfnis ein negativer Indikator für die Prokrastination ist.
00:12:10: Das gleiche gilt für die Selbstwirksamkeit es auch negative Prädikate ist.
00:12:14: Und die Impulsivität sollte ein positiver Prädikator darstellen.
00:12:20: Und ich habe das Ganze mit einer einfachen studentischen Zufall
00:12:24: stichprobe von 172 Probanden untersucht.
00:12:29: Insgesamt war das ganze Univari, also war es ein Univariates,
00:12:33: ein Factory, Alles Design mit Prokrastination.
00:12:36: Als Terms Variable und die drei Konstrukte als Prädikatoren.
00:12:41: Und da der individuelle Beitrag
00:12:44: der drei Konstrukte zur Vorhersage von Prokrastination
00:12:48: geprüft werden sollte, wurden die Hypothesen und meine Daten
00:12:53: oder habe ich das mit einer multiplen Regressionsanalyse ausgewertet?
00:12:56: Ja, und hatte dann eine quantitative empirische Online Befragungsstudie
00:13:01: mit einem Querschnittsdesign durch untersucht
00:13:05: und dementsprechend sah mein Fragebogen auch aus, der dann
00:13:08: Skalen zur Prokrastination den Leistungsmotiv der Impulsivität,
00:13:12: der Selbstwirksamkeit und den demografischen Daten zusammengesetzt hat.
00:13:17: Nachdem ich dann
00:13:19: die Voraussetzungen für die
00:13:21: Regressionsanalyse überprüft habe, habe ich diese auch durchgeführt.
00:13:25: Ich hatte dann das Ergebnis, dass das Modell als Ganzes sowie
00:13:29: die Regressionskoeffizienten signifikant waren
00:13:32: und also gut beobachtet am Anfang
00:13:35: schon mal ja, aber dann.
00:13:38: Leider ist bei mir in den Daten wahrscheinlich
00:13:41: zu einer Überschätzung gekommen, denn ich habe die Modellgüte errechnet.
00:13:45: Da habe ich einen korrigiert, es er Quadrat von 0,88 herausbekommt und.
00:13:49: Aber meine Berechnung der Effektstärke hat einfach einen Wert von 7,33
00:13:53: und der ist halt ziemlich hoch
00:13:56: und eigentlich den Wertebereich nach Kuhn auch sprengt und
00:14:00: das kommt eher dadurch zustande,
00:14:03: dass ich zwar die Multicolor Linearität nicht habe,
00:14:08: aber es ist sehr hohe Korrelation zwischen den Prädikatoren
00:14:12: und dadurch hat einfach eine Verzerrung in den Daten stattgefunden.
00:14:16: Und ich denke mal, dadurch ist dann auch sozusagen
00:14:19: die vermeintlich aufgeklärte Varianz, die Effektstärke und natürlich
00:14:23: Passaganalyse total nach oben hin verzerrt.
00:14:27: Aber noch mal zurück zu den Ergebnissen.
00:14:29: Ja, ich wollte gerade fragen.
00:14:30: Das wäre jetzt sehr technisch und natürlich auch super, richtig und wichtig.
00:14:34: Und an der Stelle,
00:14:35: liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, es ist auch geil,
00:14:37: wenn man mal über solche Sachen einfach sprechen kann,
00:14:40: weil man es gelernt hat im Studium.
00:14:41: Da darf man auch mal stolz darauf sein.
00:14:44: Aber jetzt ist natürlich trotzdem total spannend.
00:14:47: Was hast du denn?
00:14:48: Also was hast du denn trotz
00:14:50: dessen, was wir gerade diskutiert haben, für dich als Ergebnis da rausgefunden?
00:14:54: Als Ergebnis ist dabei rausgekommen,
00:14:56: dass sozusagen das Leistungsmotiv einen negativen Prädikator
00:15:01: sowie die Selbstwirksamkeit für die Prokrastination darstellen
00:15:04: und dass die Impulsivität ein positiver Prädikate
00:15:08: für die Prokrastination ist, sozusagen, dass sich die Hypothesen bestätigt haben.
00:15:12: Okay, und was für Schlussfolgerungen ziehst du jetzt daraus?
00:15:16: Also meine erste Schlussfolgerung ist, dass die überprüften Hypothesen
00:15:22: den Schluss zulassen, dass halt die genannten Prädikatoren
00:15:25: wichtig für das Verständnis von Nation sind
00:15:28: und sie sich wahrscheinlich durch die
00:15:32: voraussagen lässt. Und
00:15:36: das zeigt aber auch,
00:15:38: dass Prokrastination ein
00:15:40: sehr komplexes Phänomen ist, welches durch
00:15:44: verschiedene Faktoren beeinflusst wird.
00:15:48: Genau.
00:15:49: Man muss aber dazu sagen, dass natürlich jetzt aufgrund dieser Korrelation,
00:15:54: also den Zusammenhang man nicht auf eine Ursache Wirkung
00:15:58: sbeziehung geschlossen werden kann.
00:16:00: Das heißt, es ist nicht kausal sozusagen, dass sich das kausal
00:16:03: bedingt.
00:16:06: Und hast du das Gefühl, hast sozusagen
00:16:09: also im Nachhinein,
00:16:10: wenn du drauf geschaut hast, sozusagen bei den Limitationen deiner Studie,
00:16:14: Du hast Aspekte vergessen,
00:16:16: die du jetzt im Nachhinein vielleicht hättest noch mit einbeziehen sollen.
00:16:19: Also was vorher über Persönlichkeit noch gesprochen, vielleicht in anderer Form.
00:16:25: Ähm, oder du hast auch gesprochen über Arbeitsbedingungen
00:16:29: und so, auf diese Punkt hast du ja jetzt gar nicht geschaut.
00:16:32: Wie bist du damit umgegangen in
00:16:34: also in deiner Auswertung am Ende, Was hast du da herausgefunden?
00:16:39: Also in meiner Auswertung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich
00:16:42: für meine nächste Studie keine einfache Zufall stichprobe machen sollte,
00:16:47: weil ich das Problem hatte, dass meine gezogene Stichprobe
00:16:51: nicht repräsentativ ist für die ländliche Bevölkerung.
00:16:55: Das heißt, ich kann eigentlich keine Aussage
00:16:58: über meine Stichprobe hinaus treffen und das schränkt natürlich das Ganze
00:17:02: ziemlich ein.
00:17:03: Also da würde ich sagen, dass ich da anders, also.
00:17:08: Bewusster ran gehe an meine Stichprobe und auch natürlich
00:17:11: an das Design insgesamt, dass ich da versuchen würde, mehr
00:17:16: die Richtung entweder in Längsschnitt, also zwei Erhebungszeitpunkte zu wählen
00:17:21: oder auch mir vorher.
00:17:24: Jetzt habe ich ja eine hohe Korrelation zwischen dem Prädikat schon
00:17:27: untereinander festgestellt.
00:17:28: Zu sagen, okay,
00:17:29: ich hätte gleich am Anfang eine einfach eine Faktorenanalyse durchführen können
00:17:34: müssen, um zu schauen, ob laden die auf einen Generalfaktor,
00:17:37: auf mehrere Faktoren und dass ich das mit einbezogen hätte.
00:17:40: Und natürlich dann eher realistische Ergebnisse bekommen hätte.
00:17:44: Ja, dann hätte es halt
00:17:44: auch eine Doktorarbeit über Prokrastination schreiben können.
00:17:47: Und an der Stelle kann ich dir sagen Bei Doktorarbeiten des Prokrastin ation
00:17:52: das Mittel der Wahl, um irgendwann mal nicht zu arbeiten.
00:17:56: Aber ich magister noch mal ganz kurz zurückkommen auf
00:18:00: also auf deine Ergebnisse.
00:18:01: Auch wenn du sie jetzt natürlich noch mal
00:18:02: wissenschaftlich richtig eingeordnet hast.
00:18:05: Und die Idee, ob man denn daraus sozusagen Präventivstrategien ableiten kann.
00:18:10: Also weil du hast ja vorher gesagt,
00:18:12: Prokrastination in der in der Form, wie sie sozusagen auch
00:18:16: psychisch auffällig ist, hat natürlich ganz, ganz viele negative Folgen.
00:18:20: Und dann ist natürlich die Frage
00:18:21: Konntest du mit deiner Forschung Ansätze finden, wie man denn präventiv
00:18:26: gegen Prokrastination wirken kann oder könnte?
00:18:30: Ja, das habe ich, oder Die kann man eigentlich
00:18:33: ganz gut aus dem Theorieteil ableiten.
00:18:36: Ich habe insgesamt sechs Theorien vorgestellt,
00:18:41: wie Prokrastination erklärt werden oder wie sie entsteht.
00:18:44: Und daraus leiten sich natürlich jetzt auch Präventivstrategien ab.
00:18:48: Und auf jeden Fall ist eine mögliche keit,
00:18:53: präventiv gegen Prokrastination dagegen anzugehen, sich Ziele zu setzen.
00:18:57: Und ich weiß nicht, ob wir die Smart Ziele kennen, aber ich kann fragen Genau.
00:19:02: Okay, genau das, dass man sich spezifische, messbare,
00:19:07: erreichbare, relevante und zeitgebundene Ziele setzt.
00:19:10: Denn klar definierte Ziele helfen
00:19:13: dabei, den Fokus zu behalten und Aufgaben systematisch anzugehen.
00:19:17: Und dass man große Ziele auch in kleinere Teilziele
00:19:22: aufteilt, die dann einfach leichter zu erreichen sind.
00:19:26: Und weil es dann kommt, nämlich
00:19:28: diese Motivation, der Motivationsaspekt bzw die Selbstdisziplin ins Spiel.
00:19:33: Denn es ist nämlich auch ganz wichtig, sich Belohnungen für abgeschlossene
00:19:36: Aufgaben zu setzen, auch regelmäßig über den Fortschritt zu reflektieren
00:19:41: und auch Pausen machen ja ganz, ganz wichtig, auch regelmäßig Einzelplan.
00:19:46: Also das ist halt auch ziemlich wichtig.
00:19:48: Oder auch natürlich, die Umgebung spielt eine Rolle, was ich schon gesagt hatte,
00:19:53: dass nämlich die Umgebung so optimiert werden sollte,
00:19:57: dass Ablenkungen zum Beispiel durch das Handy, durch das Petzen,
00:20:03: Spielekonsole, was weiß ich minimiert werden.
00:20:06: Und natürlich, dass der Arbeitsplatz aufgeräumt
00:20:09: ist, dass da nicht irgendwie also natürlich, ein Bild kann da stehen.
00:20:13: Aber wenn ich dazu neige, schnell mich ab zu denken, würde ich das auch.
00:20:16: Das ist wirklich dann also eigentlich so eine Clean clean
00:20:21: genau ergibt und was auch.
00:20:24: Also in die Richtung geht es nämlich, was ich vorhin angesprochen hat
00:20:27: das Zeitmanagement, also dass man sich Zeitpläne erstellt,
00:20:31: in festen Zeitblöcken arbeitet und natürlich
00:20:34: und es ist auch ganz wichtig Puffer Zeiten einplant.
00:20:36: Nicht jeder schafft immer das, was er sich vornimmt.
00:20:38: Es geht mir nicht anders.
00:20:40: Manchmal habe ich Tage, da komme ich einfach zu gar nichts,
00:20:42: obwohl ich mir was vorgenommen habe.
00:20:43: Aber dadurch, dass ich Puffer Tage eingeplant habe,
00:20:46: läuft es am Ende darauf hinaus, dass man es dann schafft,
00:20:49: so ein guter, guter Punkt.
00:20:52: Puffer Tage
00:20:53: und jetzt hast du am Anfang schon, also das gerade von dir sozusagen
00:20:57: wahrscheinlich aus der Studienerfahrung gesprochen hast aber am Anfang gerade
00:21:00: vorhin auch noch gesagt,
00:21:02: wir beschränken das Thema
00:21:05: Prokrastination auch in der Forschung ganz häufig auf Studenten
00:21:09: und ich kenne das halt auch von mir selber.
00:21:10: Ich habe an der Uni immer gesagt, wenn ich Hausarbeiten schreiben musste
00:21:12: oder auch irgendwie meine Paper für die Doktorarbeit.
00:21:15: Ich hab halt so lange Motivationsproblem, bis ich ein Zeitproblem habe
00:21:19: und habe dann in 24 Stunden versucht, irgendwas zusammenzuklöppeln.
00:21:22: Mal hier guten, mal mit einem schlechten Ergebnis.
00:21:25: Aber diese Art von Prokrastination,
00:21:27: das ist ja sozusagen definitorisch viel zu eng gegriffen.
00:21:30: Du hast ja vorhin auch schon gesagt, es betrifft halt alle Altersgruppen,
00:21:34: manche mehr, manche weniger.
00:21:36: Kannst du vielleicht noch mal ganz kurz sozusagen abrunden, sagen,
00:21:41: wie sich Prokrastination in anderen Lebensbereichen
00:21:45: außer der Uni äußert und was das für Folgen haben kann?
00:21:48: Ja, gerne.
00:21:49: Wie du schon gesagt hast dadurch dass es halt
00:21:51: jeden jedes Altersklasse treffen kann, fällt es natürlich
00:21:56: auch in unterschiedliche Bereiche, zum Beispiel im beruflichen Bereich.
00:22:01: Da kann das zum Beispiel in Verzögerung von Bearbeiten von Projekten
00:22:06: oder Berichten, Aufschieben von Meetings oder halt wichtigen Telefonaten
00:22:12: und im nicht erledigen von Abrechnungen oder Emails äußern.
00:22:15: Also total vielfältig.
00:22:17: Und die Folgen sind dabei eine geringere
00:22:20: Produktivität sowie Effizienz.
00:22:23: Negative Leistungsbeurteilungen, verpatzte Beförderungen,
00:22:28: Spannungen im Team sowie mit dem Vorgesetzten
00:22:30: und im schlimmsten Fall kann auch ein Jobverlust drohen.
00:22:34: Und natürlich auch im persönlichen Bereich
00:22:38: kann sich Prokrastination aufschieben,
00:22:41: ein Vorsorgeuntersuchungen oder Arzttermin
00:22:44: zu einer Verzögerung zum Beispiel bei geliebten Hausarbeiten wie Putzen
00:22:50: oder auch
00:22:51: persönliche Ziele vernachlässigt werden.
00:22:54: Und das Ganze führt wiederum natürlich
00:22:57: zu einer Verschlechterung der Gesundheit, des Wohlbefinden,
00:23:01: Unordnung und Chaos und natürlich auch einfach zu einer gesunden
00:23:05: Unzufriedenheit und Frustration über die unerreichten persönlichen Ziele
00:23:09: und komme von der Person gibt es natürlich auch im sozialen Bereich
00:23:13: Prokrastination, nämlich dass man verspätet
00:23:17: oder gar nicht auf Nachrichten oder Einladungen antwortet.
00:23:20: Man soziale Verpflichtungen wie Hochzeiten oder Geburtstage,
00:23:24: wo man vielleicht gerade keine Lust hat, aber hin muss, so dass es aufschiebt
00:23:30: oder insgesamt auch Beziehungen und Freundschaften vernachlässigt.
00:23:34: Und das führt wiederum im schlimmsten Fall zu sozialen Isolation,
00:23:40: Einsamkeit, Verschlechterung von Freundschaften sowie familiären
00:23:43: Beziehungen und zu einem Verlust einfach von sozialen Unterstützungsnetzwerken.
00:23:48: Und wir wissen auch ganz genau, dass das wiederum Faktoren sind,
00:23:51: gerade für psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Depression.
00:23:56: Also nur mal ein Beispiel genannt, dass das natürlich
00:23:59: prädestinierende Faktoren sein können in Kombination mit anderen.
00:24:02: Ja, und finanziellen Bereich fällt mir gerade noch ein.
00:24:07: Dort kann es natürlich zum Aufschieben
00:24:10: von Rechnungen, Steuererklärungen,
00:24:14: das finanzielle Verpflichtungen vernachlässigt werden.
00:24:17: Und dort können natürlich Zahlungsrückstände, Schulden,
00:24:21: zusätzliche Kosten durch Mahngebühren oder Strafen sowie einfach
00:24:24: eine langfristige finanzielle Unsicherheit entstehen.
00:24:27: Okay, also auch hier eine krasse Spirale.
00:24:30: Eigentlich ja.
00:24:31: Vielen Dank, dass wir da noch mal reingeschaut haben.
00:24:33: Jetzt habe ich, bevor ich dich quasi
00:24:35: in die Kompakt Darstellung bringe, noch eine letzte Frage.
00:24:39: Ähm und die finde ich auch total wichtig, nämlich Prokrastinierst du eigentlich
00:24:43: selbst?
00:24:46: Oder wird zu sagen Nee,
00:24:47: also wissenschaftlich gesehen nicht, Aber aufschieben tue ich schon viel.
00:24:51: Also nach der wissenschaftlichen Definition eher weniger
00:24:54: und halt auch nicht. Gar nicht so im akademischen Bereich.
00:24:57: Aber ich hab da so eine Sache,
00:24:58: die schiebe ich wirklich seit einem Jahr mit mir herum, ist ein Notar
00:25:02: und müsste einen Verein ummelden und eine Satzung umändern.
00:25:05: Aber irgendwie habe ich das Gefühl,
00:25:07: dass ich da irgendwie gar keine Lust habe, weil ich dazu gedrängt wurde.
00:25:10: Also dass ich best.
00:25:11: Also so das beste Beispiel, was ich so in der Arbeit herausgefunden habe, was da
00:25:15: so Faktoren sind, die das so begünstigen und schauen, was ich schaffe.
00:25:20: Okay, dann drücke ich dir dafür auf jeden Fall mal
00:25:23: die Daumen, dass du da deine Prokrastination Spirale durchbricht.
00:25:27: An der Stelle
00:25:29: und wir sind
00:25:30: jetzt tatsächlich eben auch schon am Ende unserer Folge.
00:25:33: Also das haben wir hier sehr strikt ohne prokrastinierende Elemente durchgezogen.
00:25:37: Und jetzt möchte ich dich natürlich auch bitten Aus der Nummer
00:25:39: kommst du auch nicht raus.
00:25:41: In drei Sätzen noch mal unseren Zuhörerinnen
00:25:44: und Zuhörern zu sagen, was das Wichtigste am Thema ist.
00:25:47: Was müssen die wissen?
00:25:48: Okay, also das Wichtigste bei den Ganzen ist, dass Prokrastination
00:25:52: in einer mäßigen Ausprägung einfach eine Strategie darstellt,
00:25:56: die zu Leistungssteigerung und Erfolg beiträgt und somit auch nichts
00:26:00: Schlechtes per se ist, man damit auch komplett nicht alleine ist
00:26:04: und dass es auch nur ganz wenig mit Faulheit zu tun hat,
00:26:07: sondern wirklich eher mit einer schlechteren Selbstregulation.
00:26:11: Und falls ihr merkt, dass Prokrastination zu einem Problem wird.
00:26:14: Schämt euch nicht, darüber zu reden und sucht euch individuelle Unterstützung.
00:26:19: Fertig?
00:26:21: Ja, Super.
00:26:22: Herzlichen Dank, Jessica. Gerne.
00:26:25: Das war wirklich, glaube ich, noch mal wichtig,
00:26:27: auch zu betonen, dass es eben nicht nichts Negatives ist.
00:26:29: Ein bisschen, ich sag mal, prokrastinieren.
00:26:32: Auch wenn man
00:26:33: das Wort vielleicht übertrieben
00:26:34: nutzt, dürfen wir glaube ich auch alle mal, das tut vielleicht auch ganz gut
00:26:38: für die Seele, solange es eben nicht ausartet.
00:26:42: Ja dann ganz ganz herzlichen Dank Dir!
00:26:43: Alles Gute für deine bevorstehende Ausbildung.
00:26:46: Danke.
00:26:47: Ja, und mit den Themen, die du vorgenommen hast, an der Stelle ja.
00:26:50: Eine gute Resilienz und wenig Prokrastination.
00:26:54: Tschüss, Jessica. Tschüss.
00:26:56: Und dann bleibt mir an dieser Stelle, liebe Zuhörende, nur noch zu sagen.
00:27:00: Macht es gerne mit Jessica.
00:27:02: Sprecht mit uns über eure Abschlussarbeit oder bringt uns auch gerne
00:27:06: ein anderes spannendes Thema mit, indem wir uns eine Notiz da lasst.
00:27:10: Wir freuen uns, dass ihr zuhört und auch darüber von euch zu lesen.
00:27:13: Alles Liebe und bis bald! Bei PsychKnowledge.
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